AVIVA-Berlin >
Jüdisches Leben
AVIVA-BERLIN.de 3/3/5785 -
Beitrag vom 23.06.2005
Sommerloch ade
Sarah Ross
Das Jüdische Museum Berlin bietet seinen BesucherInnen auch in den Sommermonaten Juli und August 2005 interessante Sonderausstellungen und ein vielfältiges Kulturprogramm an.
Für ein abwechslungsreiches Ferienprogramm sorgt das Jüdische Museum Berlin auch in den Monaten Juli und August 2005. Neben vielfältigen Kulturveranstaltungen und einer neuen Sonderausstellung machen folgende Höhepunkte das Museumsprogramm noch attraktiver: Die Schauspielerin Brigitte Grothum liest aus Wolfgang Borcherts Werk (18. August), und zur Langen Nacht der Museen (27. August) gibt es eine multimediale Installation zum Text "Die Liebe und ihr Gegenteil oder Mädchenmörder Brunke" des Autors Thomas Brasch. In Filmaufnahmen lesen Blixa Bargeld, Anna Thalbach und andere SchauspielerInnen aus seinem Text.
Weiterhin kann die Ausstellung "Techniker der "Endlösung". Topf & Söhne - die Ofenbauer von Auschwitz" besucht werden. Sie dokumentiert die Verstrickung des Erfurter Unternehmens in die industrielle Vernichtung menschlichen Lebens.
Über jüdisches Leben in Deutschland unmittelbar nach Kriegsende informiert die Kabinettausstellung "...auf der verfluchten deutschen Erde. Jüdische Überlebende nach der Befreiung.", die ab 1. Juli 2005 zu sehen ist.
Sonderausstellungen:
Techniker der "Endlösung" Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz
Topf & Söhne war ein ganz normales deutsches Industrieunternehmen - bis es sich als Geschäftspartner der SS etablierte. Ab 1939 entwickelten die Firmeningenieure spezielle Leichenverbrennungsöfen für Konzentrationslager und entwarfen das Lüftungssystem für die Gaskammern in Auschwitz. Die Ausstellung folgt der Betriebsleitung, den Konstrukteuren und Monteuren des Erfurter Industriebetriebes in die Konzentrationslager. Schritt für Schritt wird sichtbar gemacht, wie sich das Unternehmen bei der Konstruktion der Todesfabriken engagierte und dabei mit den Grundsätzen der Menschlichkeit brach.
Wann: 19. Juni bis 18. September 2005
Wo: Altbau 1. OG
Eintritt: mit dem Museums-Ticket (5 Euro, erm. 2,50 Euro)
Neu:
" ...auf der verfluchten deutschen Erde" Jüdische Überlebende nach der Befreiung
Die Kabinettausstellung widmet sich der Zeit nach der Befreiung Deutschlands. Im Chaos der unmittelbaren Nachkriegsjahre zählte man eine Viertelmillion Juden auf dem Gebiet des besiegten Deutschen Reiches. Bis zu ihrer Auswanderung bildeten sich teilweise parallele jüdische Gemeinden: die deutschen Juden in den wiederbelebten Strukturen der Vorkriegszeit, die Osteuropäer als "displaced persons" in speziellen Lagern oder als "Illegale", hauptsächlich in der US-amerikanischen Zone.
Wann: 1. Juli 2005 bis 8. Januar 2006
Wo: Libeskind-Bau, Rafael Roth Learning Center
Eintritt: mit dem Museums-Ticket (5 Euro, erm. 2,50 Euro)
"Deutsche und Juden zugleich. 1800-1914"
Ein neues Kapitel in der Dauerausstellung. Im neuen Ausstellungskapitel werden der Patriotismus, der Zionismus, der Sozialismus und die Taufe als mögliche Identitäten deutscher Juden in der Zeit von 1800 bis 1914 vorgestellt. Die BesucherInnen treffen auf markante Figuren der Geschichte, darunter der Dichter Heinrich Heine, Theodor Herzl, Gründer der zionistischen Bewegung, und Karl Marx, Begründer des modernen Kommunismus.
Wann: Seit Mai 2005
Wo: Libeskind-Bau 1. OG
Eintritt: mit dem Museums-Ticket (5 Euro, erm. 2,50 Euro)
Begleitprogramm zur Sonderausstellung:
"Techniker der "Endlösung". Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz"
Kinder aus "Täterfamilien", Gespräch mit Malte Ludin und Hartmut Topf
Der Politologe und Filmemacher Malte Ludin, Sohn des 1947 hingerichteten Kriegsverbrechers Hanns Ludin, und der Journalist Hartmut Topf, Großcousin der Firmeneigner von Topf & Söhne, sprechen über ihre Erfahrungen als "Täter-Söhne". Moderation: Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.
Wann: Donnerstag, 11. August 2005 um 19 Uhr
Wo: Altbau EG, Auditorium
Der Eintritt ist frei
Eine Kämpferin für die Rechte der Opfer. Beate Klarsfeld berichtet über ihre Arbeit
Beate Klarsfeld kam 1968 weltweit in die Schlagzeilen, als sie den damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger ohrfeigte, um auf dessen Rolle im Nationalsozialismus aufmerksam zu machen. Bis heute engagiert sich die deutsch-französische Journalistin zusammen mit ihrem Mann für die Aufdeckung und Verfolgung nationalsozialistischer Verbrechen.
Wann: Freitag, 2. September 2005 um 19 Uhr
Wo: Altbau EG, Auditorium
Der Eintritt ist frei
Kulturprogramm:
Jazz in the Garden
An jedem ersten Sonntag im Monat gibt es im Museumsgarten einen Picknick-Brunch mit Musik. Im Juli erwartet Sie die Jazzformation "Kisagi", die Einflüsse aus Fado, klassischer und populärer Musik verarbeitet. Im August folgt ein Auftritt von Sandra Weckert, die mit ihrem Ensemble "Exotic Fruits" eigene, ungewöhnlich instrumentierte Kompositionen vorstellt.
Wann: Sonntag, 3. Juli und Sonntag, 7. August von 11 bis 13 Uhr
Wo: Museumsgarten
Der Eintritt ist frei
"3 Pennies For A Weill" - ein Kurt Weill-Liederabend
"Toscas Töchter", die Sängerin Renate Wicke und die Pianistin Julia Vogelsänger, begeben sich auf die Spuren Kurt Weills, spielen sich lustvoll durchs Oeuvre und stoßen dabei auf manch’ Un-er-hörtes jenseits der Dreigroschen-Oper.
Wann: Mittwoch, 20. Juli um 19.30 Uhr
Wo: Altbau 2. OG, Konzertsaal
Eintritt: 8 Euro, erm. 6 Euro
Kartenreservierung unter Tel. 030 - 25993 507 oder -444
Brigitte Grothum liest Wolfgang Borchert
Als Schauspielerin für Film und Fernsehen erlangte Brigitte Grothum große Popularität, als Regisseurin und Theaterdarstellerin mit Charakter ein ausgezeichnetes Renommee. Sie liest Wolfgang Borcherts "Die Küchenuhr" und andere seiner Kurzgeschichten.
Wann: Donnerstag, 18. August 2005 um 20 Uhr
Wo: Innenhof
Eintritt: 10 Euro, erm. 5 Euro
Kartenreservierung unter Tel. 030 - 25993 567
"Die Liebe und ihr Gegenteil oder Mädchenmörder Brunke"
SchauspielerInnen lesen aus dem unveröffentlichten Text von Thomas Brasch. In seinem Textwerk "Die Liebe und ihr Gegenteil" thematisierte der Autor, Filmemacher und Übersetzer Thomas Brasch (1945-2001) den historischen Fall des zweifachen Mädchenmörders Brunke. Anna Thalbach, Angela Winkler, Lars Rudolph und andere SchauspielerInnen lesen die erste Version des "Brunke"-Textes, die 1999 erschienen ist. Am nächsten Tag wird das Projekt der LeseFuge im Rahmen der "Langen Nacht der Museen" als multimediale Installation fortgesetzt.
Wann: Freitag, 26. August um 19.30 Uhr
Wo: Altbau 2. OG, Konzertsaal
Eintritt: 10 Euro, erm. 6 Euro
Kartenreservierung unter Tel. 030 - 25993 507 oder -444
Lange Nacht der Museen:
"Die Liebe und ihr Gegenteil oder Mädchenmörder Brunke". Eine multimediale Installation des Textes von Thomas Brasch, der Mitte der Achtzigerjahre auf eine Zeitungsnotiz von 1906 über den Fall des zweifachen Mädchenmörders Brunke stieß, die ihn zu der Erzählung "Mädchenmörder Brunke" inspirierte.
Aus ihr erwuchs sein letztes, unveröffentlichtes Werk, "Die Liebe und ihr Gegenteil oder Mädchenmörder Brunke", eine Textkomposition von circa 4000 Seiten, vergleichbar der musikalischen Fuge.
Die multimediale Installation dieses Textes, konzipiert von Hartmut Fischer, Daniel Tyradellis und Andreas L. Hofbauer, verbindet Filmaufnahmen von Christoph Rüter mit Aufnahmen von SchauspielerInnen (Anna Thalbach, Blixa Bargeld u. a.), die aus der ersten Version des "Brunke"-Textes lesen. Brasch, Brunke, Ost, West, jüdisch, deutsch, Mörder, Bankangestellter, Klavierlehrer, Kaballa, Junggesellenmaschine - eine wundersame Textlandschaft wird so begeh- und hörbar. Die Installation läuft die ganze Nacht.
Wann: Samstag, 27. August ab 18 Uhr
Wo: Altbau 2. OG, Konzertsaal
Eintritt: Mit dem Lange Nacht-Ticket (12 Euro, erm. 10 Euro)
Bella Chagalls "Erste Begegnung". Eine Lesung mit Musik von Chopin
Bella Chagall, die Tochter eines frommen Juweliers im weißrussischen Witebsk, war erst 14 Jahre alt, als sie ihren späteren Mann, den berühmten Maler Marc Chagall, kennen lernte. In ihrem Erinnerungsbuch "Erste Begegnung" schildert sie phantasievoll Momente und Begegnungen aus der Zeit ihrer Kindheit und Jugend. Marc Chagall hat die geschriebenen Bilder nach dem Tod seiner Frau durch Zeichnungen ergänzt und kommentiert: "Ihr Stil ist der Stil einer jüdischen Braut in der jüdischen Literatur. Sie schreibt wie sie lebt, wie sie liebt, wie sie ihre Freunde aufnimmt. Ihre Worte, ihre Sätze gleichen dem Atem der Farbe auf der Leinwand". Die Schauspielerin Johanna Krumstroh liest aus den Erinnerungen Bella Chagalls und wird dabei von Angela Yoffe am Klavier mit Préludes von Frédéric Chopin begleitet.
Wann: Samstag, 27. August 2005 von 20 bis 24 Uhr jeweils stündlich (Dauer: 20 Minuten)
Wo: Innenhof
Eintritt: Mit dem Lange Nacht-Ticket (12 Euro, erm. 10 Euro)
Das komplette Programm unter:
www.jmberlin.de